Menschen

Meine Einstellung zum Schauspielerberuf ist naja. Der Job eines Freelancers mit all den Unvorhersehbarkeiten, die das Leben und die Menschen darin bieten.

Freude, Leid, Kampf, Lachen, Weisheit, Zorn, Liebe, Angst

Es ist bestimmt nicht einfach mit solchen Wechselbädern. Und daher empfehle ich dem Anfänger, ein gewisses Mindestmass an Resilienz im Salon seiner Psyche vorzuhalten, um den Attacken, die der Beruf mit sich bringt, gewachsen zu sein. Nicht nur der Anfänger läßt sich am Zipfel der Berufsehre packen und arbeitet für lau. Letzlich nur um dabei sein zu können. Und auch um seinem künstlerischen Feuer gerecht zu werden.

Man könnte darüber nachdenken, inwieweit das unwürdig ist. Auf jeden Fall wirkt das Dumping auf die Preise der ganzen Branche zurück. Ich finde, man sollte sich auch als Anfänger nicht verramschen lassen. Nicht, dass ich jetzt mit Solidarität anfangen möchte; die kann es wohl kaum geben, wenn Narzissten unterwegs sind. Aber wem erzähle ich das ?

Das Brot des Künstlers ist der Applaus.

Das ist ein schlimmer Satz, der im Bewusstsein vieler Menschen immer noch herumgeistert.

Natürlich – und gar nicht mal so selten – werden tolle Aufführungen produziert,  wo alles rund läuft. Wo mit dem Angebot der Geschäftsleitung echte Freude aufkommt. Wo man sich in der Arbeit mit den Kollegen gut versteht, und  trotzdem oder – deshalb etwas Hochwertiges dabei herauskommt; eben weil die Mischung stimmt und die Räder perfekt ineinander greifen können.

Es gibt keine knackige Formel, auf die man den Beruf herunter brechen kann. Jede Konstellation von Leuten ist anders.

Theater ist eine Branche, in der sich gestandene Männer plötzlich Kuscheltiere schenken.

Und wenn es eine weitere Konstante gibt, dann vielleicht die der Familie. Eine Produktion, ein Ensemble, ein Schauspielschuljahrgang sind wie eine Familie. Da sind apriori die unterschiedlichsten Rollen und Positionen besetzt; hackordnungsgemäss, wie in einer echten Familie. Der Vater, die Mutter, die Kinder, die ganze Verwandtschaft.

Schauspieler besetzen sich selbst

Das hat mein erster Intendant gesagt. Jürgen Flimm, und ich denke heute, das ist ein brauchbarer Satz. Und nicht nur im Sinne eines Selbstbedienungsladens, sondern auch im Kontext der Familie zu verstehen.

TEMPI PASSATI

okay

Foto: privat
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